Es ist schon einige Jahre her, dass ich das Buch von Noah Gordon verschlungen habe. Aufgesaugt. Liest man "Der Medicus" und liest man einen handwerklich geschriebenen erfolgreichen historischen Roman, erkennt man sofort den Unterschied zwischen einem netten Roman und einem excellenten Roman. Für mich war "Der Medicus" der Roman, an dem sich alle zukünftige historische Romane messen mussten. Nur so viel zum Buch. Oft ist man enttäuscht vom Film, wenn das Buch begeisterte. Bei mir war es lange genug her, dass ich zuversichtlich in den Film gegangen bin. Die Rezensionen, die ich vorher gelesen habe, waren eher durchwachsen. In Erinnerung geblieben ist mir: "... nur eine Aneinanderreihung von Bildern..." Die Erinnerung an das Buch kamen während des Films wieder und ich konnte mir voller Genuss diesen Film ansehen. Die Geschichte spielt im Jahr 1021. Der neunjährige Rob Cole wird in London zur Waise, nachdem er zusehen musste, wie seine Mutter an einer damals noch unheilbaren Krankheit starb. Er begegnet dem fahrenden Bader Henry, bleibt bei ihm und lernt vom Bader die Heilkunst. Rob ist damit nicht zufrieden und will sein Wissen erweitern und Medizin studieren. Er reist in den Orient, um beim damals berühmten Arzt Ibn Sina Avicenna Medizin zu studieren. Wunderbare Bilder. Die größte Enttäuschung eines Kinofilms: wenn die Charaktere von den eigenen Vorstellungen, die man sich gemacht hat, abweichen. Hier ist es jedoch für mich eine hervorragende Besetzung. Interessant der Einblick, wie sich die Medizin entwickelt hat. Vom Bader über das Studium zum Arzt ... mit Zwischenstation als Wissenschaftler. Und last not least: zusätzlich kommt auch der Ekel- und Greuselfaktor nicht zu kurz. Alles in allem war der Film eine Bereicherung. Ich werde jetzt voller Freude das Buch aus dem Regal nehmen und noch mal lesen. Scheint nichts Ungewöhnliches zu sein. Die ersten "Der Medicus-Leser" habe ich bereits in der Bahn gesehen.
Ich habe das Buuch seinerzeit auch verschlungen, aber auch (wie so oft) gedacht, dass der Stoff nicht oder nur sehr schwer verfilmbar ist. Als ich dann vor kurzem gelesen habe, dass das Buch tatsächlich verfilmt wurde, war ich immer noch skeptisch. Das hat sich nun nach Deinem Bericht geändert. Ich denke zwar nicht, dass ich dafür ins Kino gehen werde, aber wenn der Film auf BluRay rauskommt, werde ich mit Sicherheit einen Blick riskieren...
Ein Buch wird niemals nach den Erwartungen des Lesers verfilmt werden können, niemals die Bilder deiner eigenen Phantasie umsetzen können. Deshalb bin ich ebenso skeptisch wie du und verzichte lieber auf die verfilmung, damit mir meine Bilder, die meiner Phantasie entsprungen sind, nicht zerstört werden. In diesem Fall ist es jedoch Jahrzehnte her und die Bilder in meiner Phantasie sind nicht mehr alle da, sie kamen so nach und nach während des Films. Die Zeit mit dem Bader kam leider zu kurz. Ansonsten stimmen die Bilder in meinem Kopf... Ich weiß ja nicht, wie es in deinem Kopf aussieht... Bin aber sehr gespannt auf dein feedback, wenn du deinen Blick darauf geworfen hast.