Starker Zuwachs: Anzahl der Prosumer-Anlagen in NRW kann bis 2030 auf das 17-fache steigen

Dieses Thema im Forum "Neuigkeiten - So Dies und Das" wurde erstellt von Roki Portal Redaktion, 29 Juni 2017.

  1. Gemeinsame Fachtagung von Verbraucherzentrale NRW und EnergieAgentur.NRW

    Rund 2,6 Millionen Prosumer-Anlagen auf und in Wohnhäusern könnten im Jahr 2030 in NRW zur Energieversorgung beitragen. Bisher decken hier rund 150.000 Haushalte einen Teil ihres Strombedarfs durch Photovoltaik oder Kraft-Wärme-Kopplung. Durch starkes Wachstum in diesen Bereichen und das Hinzukommen von Mieterstromprojekten kann diese Zahl bis 2030 auf ungefähr das 17-Fache steigen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) im Auftrag der Verbraucherzentrale NRW. Vorgestellt wurde sie am Donnerstag in Düsseldorf vor mehr als 120 Teilnehmerinnen und Teilnehmern der gemeinsamen Tagung "Prosumer in der Energiewende" von EnergieAgentur.NRW und Verbraucherzentrale NRW.

    Das IÖW präsentierte das technische Potenzial von Aufdach-Photovoltaik und BHKW in Wohngebäuden sowie Kleinstsolaranlagen an Balkonen. Mit den 2,6 Millionen möglichen Anlagen könnten NRWs Privathaushalte 2030 den Berechnungen zufolge rund ein Viertel ihres dann zu erwartenden Stromverbrauchs decken: Unter optimalen Bedingungen können 9,2 TWh pro Jahr erzeugt werden, von denen rund ein Drittel direkt für den Eigenverbrauch oder als Mieterstrom genutzt würde. Betrachtet sind hier nur Anlagen, deren Strom zumindest teilweise direkt im Gebäude selbst genutzt wird.

    "Die Zahlen zeigen, dass Prosumer mit ihren Milliardeninvestitionen die Energiewende in NRW deutlich voranbringen und die heimische Wirtschaft stärken können", sagte Udo Sieverding, Leiter des Energiebereichs der Verbraucherzentrale NRW. "Prosumer-Anlagen dürfen deshalb im Gesamtsystem nicht länger als Störfaktor und Ausnahmefall gelten. Sie müssen in ihrer Bedeutung anerkannt und gefördert werden. Der Gesetzgeber muss bürokratische Hindernisse wie übermäßige Meldepflichten dringend aus dem Weg räumen."

    Das grundsätzliche wirtschaftliche Potenzial von Prosumer-Anlagen für Gewerbe und Industriebetriebe betonte Dr. Katrin Gehles, Leiterin des Themengebiets Finanzierungs- und Geschäftsmodelle bei der EnergieAgentur.NRW: "Auch Unternehmen stehen immer öfter nicht nur als Verbraucher, sondern gleichermaßen als Erzeuger da. Denn handfeste betriebswirtschaftliche Vorteile sprechen für die Eigenerzeugung von Strom. Dazu gehören die Senkung von Stromkosten, die Absicherung gegen Strompreissteigerungen und gegen Netzengpässe. Das gilt nicht nur für die Großindustrie, sondern ebenso für den klassischen Mittelstand."

    Damit die theoretischen Möglichkeiten im Bereich der Privathaushalte umgesetzt werden, sieht das IÖW noch großen Handlungsbedarf. "Die aktuellen Rahmenbedingungen deuten noch nicht darauf hin, dass das errechnete Prosumer-Potenzial tatsächlich vollständig gehoben wird. In den meisten Bereichen ist zwar schon ein wirtschaftlicher Betrieb möglich. Doch die teilweise recht geringen Renditen reichen nicht immer als Anreiz, den hohen erforderlichen Aufwand zu betreiben", sagte Studienleiterin Dr. Astrid Aretz. "Die Studie legt aber ganz klar dar, dass Prosumer unter den richtigen Bedingungen massive Beiträge zur Energieversorgung leisten können. Gezielte Förderungen und Stärkungen dieser Gruppe sind deshalb unerlässlich für das dezentrale Energiesystem der Zukunft."

    Mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Praxishemmnissen beschäftigten sich auch viele weitere Teile der Tagung am Donnerstag. Vigen Nikogosian von der E-Bridge Consulting GmbH erläuterte die aktuelle Agora-Studie "Neue Preismodelle für Energie" und Dr. Bettina Hennig von der Kanzlei von Bredow-Valentin-Herz zeigte die Optionen im aktuellen Rechtsrahmen.

    Der Nachmittag stand im Zeichen zweier paralleler Foren mit sechs Vorträgen. Die Themen reichten von Balkonsolaranlagen über Mieterstrom und E-Mobilität bis hin zum Lastmanagement. Aus einer etwas anderen Perspektive hielt zudem der Philosoph Dr. Bruno Gransche seine Keynote zur "Verantwortung eines irrationalen Entscheiders", bevor eine Podiumsdiskussion das Programm abrundete.

    Eindrücke von der Veranstaltung gibt es hier.

    Die IÖW-Studie ist online hier abrufbar.

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