Umwelt
| 09.07.2021
Jedes Jahr kürt die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe den Boden des Jahres. Diesmal ist es der Löss, der im Rhein-Kreis Neuss weit verbreitet ist und über die Hälfte seiner Gesamtfläche bedeckt. „Der Boden ist Lebensgrundlage und Lebensraum für Menschen, Tiere, Pflanzen und Bodenorganismen. Er dient der Erzeugung hochwertiger Lebensmittel, er speichert und filtert den Regen und sichert so unser Trinkwasser“, so Kreisumweltdezernent Karsten Mankowsky. Nicht zuletzt seien ungeheure Mengen an Kohlenstoff im Humus gespeichert, die ansonsten als Kohlendioxid das Klima nachhaltig negativ beeinflussen würden.
Mankowsky macht sich für den Bodenschutz stark, „und das bedeutet vor allem die sparsame Inanspruchnahme, zum Beispiel gesteuert durch ein intelligentes Bodenmanagement“. Für Diplom-Geograph Karl-Heinz Olk von der Bodenschutzbehörde des Kreises sind denn auch die Innenraumverdichtung sowie die Sanierung und Wiedernutzbarmachung früherer Gewerbe- und Industrieflächen „geeignete Instrumente, den zusätzlichen Flächenverbrauch etwas zu reduzieren“.
Der Löss gehört weltweit zu den fruchtbarsten und ertragsreichsten Böden überhaupt. Er ist vom Wind verfrachtetes, staubartiges Bodenmaterial. Die Partikel sind feiner als Sand, aber gröber als Ton. Daher kann der Lössboden viel Wasser und Nährstoffe aufnehmen und auch für die Pflanzen verfügbar speichern, was nicht nur in Trockenzeiten von großer Bedeutung ist. Der Löss wurde vor allem während der letzten Eiszeit in Staubwolken aus vegetationslosen Gebieten herangeweht und im Kreisgebiet über Jahrtausende hinweg abgelagert – teilweise sogar über 20 Meter mächtig. In den wärmeren Klimaphasen bildete sich unter der aufblühenden Vegetation ein Boden, in kälteren Zeiten wurde dieser Boden zum Teil wieder überweht und praktisch vergraben.
Im Raum Jüchen wurden in etwa 20 Metern Tiefe etwa 120 000 Jahre alte Humusböden entdeckt. Sie verweisen auf eine Warmzeit. Damals war es im Jahresmittel sogar noch einige Grad wärmer als heutzutage. Diese Phase hat etwa 10 000 Jahre angedauert und wird als Eem-Warmzeit bezeichnet. Der überwehte Humus erinnert also an eine längst vergangene Epoche in der Erdgeschichte. Der sehr fruchtbare Löss ist dafür verantwortlich, dass der Rhein-Kreis Neuss relativ waldarm ist. Bereits die ersten Ackerbauern, die sogenannten Bandkeramiker, haben vor über 7000 Jahren (also in der Jungsteinzeit) die Fruchtbarkeit der Lössböden erkannt. Um Ackerland, Bau- und Feuerholz zu gewinnen, wurden bereits zu dieser Zeit die Wälder gerodet.
Seit Jahrzehnten werden zudem immer mehr Böden versiegelt. Neue Wohn- und Gewerbegebiete sowie der Straßenbau sind dafür verantwortlich, dass die landwirtschaftlich genutzte Fläche allein im Rhein-Kreis Neuss in den vergangenen 20 Jahren um 4682 Hektar abnahm. Das ist weit mehr als die Stadtfläche von Kaarst.
Quellverweis: https://www.rhein-kreis-neuss.de/de/verwaltung-politik/nachrichten/pressemeldungen-aus-dem-jahr-2021/im-rhein-kreis-neuss-weit-verbreitet-der-loess-ist-der-boden-des-jahres/
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