Task Force setzt für den Erhalt des Gillbachs
auf renommierte Experten

Rommerskirchen, den 10.03.2022

Der Gillbach, gleichsam das „fließende Wahrzeichen“ der Gemeinde Rommerskirchen, soll auch nach dem Ende des Braunkohleabbaus ein permanent wasserführender Bach bleiben. Dies ist das erklärte Ziel der drei Anrainer-Kommunen Rommerskirchen, Bergheim und Grevenbroich, die daher kürzlich eine „Task-Force Gillbach“ gegründet haben, die mit Vertretern der jeweiligen Verwaltung besetzt ist.
Die Task Force will nicht nur regelmäßige Arbeitstreffen mit interessierten Politikerinnen und Politikern abhalten: So ist für Anfang April auch eine wichtige Informations-Veranstaltung geplant, an der sich Bürgerinnen und Bürger ohne politisches Mandat
beteiligen können. Bei der Suche nach Experten, die sie mit wissenschaftlichem Knowhow versorgen, ist die Task Force bereits fündig geworden, wie Volker Ganse, Strukturwandelmanager im Rommerskirchener Rathaus, berichtet: „Wir konnten mit Professor Holger Schüttrumpf vom Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft der RWTH Aachen und Professor Tillmann K. Buttschardt vom Institut für
Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster genau diejenigen Experten gewinnen, die wir uns gewünscht
hatten. Sie sind hoch anerkannte Spezialisten auf ihren Fachgebieten und in ähnliche Fragen wie der unseren sehr erfahren.“
Was Ganse besonders freut: „Damit konnten wir uns nicht nur fachlich und wissenschaftlich extrem verstärken, sind beide Wissenschaftler doch auch willens, sehr engagiert an die Rettung des Gillbachs heranzugehen.“
Der Strukturwandelmanager jedenfalls ist überzeugt, „dass wir damit ein perfektesund schlagkräftiges Team zusammengestellt haben, mit dem wir den Gillbach sicher in eine fließende und hochwertige Zukunft führen werden.“
Bürgermeister Dr. Martin Mertens ist optimistisch: „Die Experten werden uns wertvolle Informationen darüber geben können, wie
der Gillbach zu verändern ist, damit er auch in Zukunft ein Fließgewässer bleibt, das einen landschaftsökologischen und mikroklimatischen Mehrwert für alle Anrainer enthält.“ Kein Zweifel kann für Mertens daran bestehen, „dass die jetzigen Planungen von RWE Power nicht das letzte Wort bleiben dürfen. Wir wollen einen echten Bach behalten und kein Rinnsal bekommen.“
Noch vor Ostern ist eine Ortsbegehung mit den Experten an mehreren Stellen des Gillbachs geplant. Führen soll sie von der heutigen
„Quelle“ in Auenheim über die Gillbachauen und Schloss Hülchrath bis hin zur Mündung in die Erft an der Erprather Mühle in Neuss. „Nach der Begehung werden gemeinsam die Grundlagen einer detaillierten Untersuchung festgelegt. Diese wird notwendig sein, um
die Zukunft des Gillbachs auf Basis hydrologischer und ökologischer Fakten bestmöglich planen zu können“, erläutert Volker
Ganse. Beantwortet werden soll, wie der Gillbach in welchen Bereichen künftig aussehen und welche Ökosysteme erhalten bleiben sollen – aber auch welche zusätzlich entstehen könnten. Zudem kommen wasserwirtschaftliche Fragen auf den Tisch. „Uns interessiert besonders, wieviel Wasser überhaupt durch den Bach fließen muss“, so Ganse. Ebenfalls relevant sind ihm zufolge Antworten darauf, woher das Wasser kommen soll und wie und wo es in den Gillbach gelangt. Gleichfalls von Interesse ist nach Ganses Worten „die Frage, wo das ganze Wasser, welches historisch aus dem Quellgebiet des Bethlehemer Waldes und der sonstigen Zuflüsse den Gillbach speiste, heute hinfließt. Nur weil die Tagebaue diese Landschaften vernichtet haben, heißt das ja nicht, dass das Wasser auch verschwunden ist. Es sucht sich neue Wege.“ Nach Abschluss der Studie soll es eine Information der Öffentlichkeit über die Ergebnisse geben. Die „Task-Force Gillbach“ wird zudem in regelmäßigen Abständen innerhalb aller beteiligten Kommunen berichten. Völlig irreführend wäre für die Task Force Gillbach die Annahme, beim Gillbach handele es sich um einen erst in den 1950-er Jahren entstandenen „Werksbach“ von RWE Power, bzw. seiner Rechtsvorgänger. „Vielmehr ist es eine gesicherte Tatsache, dass der Bach bedeutend älter ist und schon immer zur Gemeinde Rommerskirchen und den meisten ihrer Ortsteile gehört hat“, wie
Martin Mertens sagt. „Der Gillbach war mit seinem lebensnotwendigen Wasser seit der fränkischen Landnahme bis in die erste Hälfte des 19.Jahrhiunderts ein wichtiger Faktor für die Versorgung von Mensch und Vieh“, heißt es etwa bei Lokalhistoriker Dr. Josef Schmitz in seiner 2011 erschienenen Chronik der Gemeinde Rommerskirchen. Schmitz zitiert darin u.a. die damalige Kreisbehörde in Neuss, die 1845 schrieb: „Der Gillbach entspringt im Regierungsbezirk Köln oberhalb Hüchelhoven, durchfließt die Benden vom Bergerhof, in welchen sich bedeutende Quellen vorfinden, kömmt alsdann in den Regierungsbezirk Düsseldorf in den Kreis Neuss bei Gill in die Bürgermeisterei Rommerskirchen…“. Dies verweist auch auf sein ursprüngliches Quellgebiet im Bethlehemer Wald, der zugunsten der Tagebaue Bergheim und Fortuna-Garsdorf abgebaggert wurde. Erste gesetzliche Regelungen zur Kontrolle und Reinigung des Bachs wurden immerhin bereits 1687 erlassen.

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