Rommerskirchen Ex – Butzheimerin
machte politische Karriere in Berlin

Rommerskirchen, den 11.11.2022

Auch, aber nicht allein mit der leidigen Pandemie hatte es zu tun, dass Karin Korte drei Jahre lang nicht mehr zu Besuch in ihrer alten Heimat war. Dort hat die Bezirksstadträtin aus Berlin-Neukölln und frühere Berliner SPD- Abgeordnete an einem besonders eng getakteten Wochenende Ende September ihren Bruder in Butzheim, aber auch andere Verwandte besucht, war auf einem Geburtstag in Benrath zu Gast und machte unmittelbar vor der Rückreise gemeinsam mit ihrem Mann Martin und ihrer Tochter – ihr Sohn war in Berlin geblieben – auch einen Abstecher ins Rathaus.´Als sie dort Bürgermeister Dr. Martin Mertens zuletzt besuchte, gehörte sie noch dem Berliner Abgeordnetenhaus an, für das sie in ihrem Wahlkreis Gropiusstadt – wo sie seit vielen Jahren auch wohnt – 2016 ein Direktmandat erringen konnte. Von der heutigen Regierenden Bürgermeisterin Franziska Giffey wurde sie Anfang 2018 gefragt, ob sie Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport in Neukölln werden wolle, nachdem diese Position neu besetzt werden musste. Giffey, damals noch Neuköllner Bezirksbürgermeisterin und zuvor selbst Schulstadträtin in Neukölln, be-schrieb Karin Korte seinerzeit als „pragmati-sche, den Menschen zugewandte und anpa-ckende Kümmerin“. Karin Korte sagte zu und ist seither zuständig für 59 öffentliche Schulen und gut 30.000 Schüler(innen). Hinzu kommen zahlreiche weitere Bildungseinrichtungen und Sportstätten, was 60-Stunden-Wochen eher zur Regel denn zur Ausnahme macht.
„Das große ungelöste Problem der Chancenungleichheit im deutschen Bildungswesen, in Neukölln kann man das alles wie unter einem Brennglas beobachten“, schrieb kurz nach ihrem Amtsantritt die taz in einem Porträt über Karin Korte, für die gerade die Chancengleichheit ein Prinzip ist, dass sie zur SPD geführt hat.
Zu den von ihr forcierten Projekten gehört etwa die Gründung einer Deutsch-Ukrainischen Schule, die sie in einem leer stehenden Gebäude unterbringen will. Unerfreuliche Erscheinungen, wie die an Berliner Schulen grassierende Gewalt, gehört ebenso zu den Problemen, mit denen sie sich als Bezirksstadträtin herum schlagen muss wie nazistischer, aber auch islamischer Antisemitismus.
Die gebürtige Butzheimerin, vielen noch unter ihrem Mädchennamen Becker bestens bekannt, lebt seit mittlerweile fast 40 Jahren in Berlin. Nachdem sie 1979 am damaligen Städtischen Gymnasium Dormagen (heute
Bettina von Arnim) ihr Abitur gemacht und von 1980 an in Köln sowie in Aachen studiert hatte, kam die frisch gebackene Diplom-Sozialsozialarbeiterin 1983 nach Berlin, um dort ihr Berufspraktikum zu absolvieren.
Wobei es letztlich nicht geblieben ist: „Mehr oder weniger zufällig kam ich nach Neukölln und trat meinen Dienst im Jugendamt Neukölln an. Ganz und gar nicht zufällig bin ich in Neukölln geblieben“, erzählt Karin Korte, die längst „eine Neuköllnerin aus Leidenschaft“ geworden ist.
Von einem mehrjährigen Intermezzo bei der Kreuzberger Stadtverwaltung abgesehen, hat sie nicht allein dort gelebt, sondern stets auch in Neukölln gearbeitet.
Konfrontiert wurde sie dort mit einem großen Spektrum dessen, was Sozialarbeit in nicht ganz unproblematischen Milieus ausmacht: Im Neuköllner Jugendamt war sie ebenso tätig wie im Bereich Seniorenservice. Zudem hat Karin Korte die Behindertentagesstätte Alt-Buckow geleitet, war erste Migrationsbeauftragte in Neukölln überhaupt und leitete von 2006 bis 2018 das Gemeinschaftshaus in der Gropiusstadt- die Aufzählung ist beileibe nicht vollständig.
Trotz Familie und stressigem Beruf blieb immer noch die Zeit für eine Fortbildung zur Theaterpädagogin. Selbst auf der Bühne gestanden hat Karin Korte erstmals in den 1970-er Jahren bei den Karnevalistinnen der Katholischen Frauengemeinschaft Nettes-heim, bei der ihre Mutter Käthe jahrzehntelang zu den beliebtesten Akteurinnen zählte. „Ich habe meine Mutter sogar schon mal bei einer Sitzung vertreten“, erinnert sie sich an die spektakulären Events im Saal der einstigen Gaststätte Wisser.
Engagiert hat sich Karin Korte in der Pfarrgemeinde St. Martinus nicht zuletzt in der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG), deren Vorsitzende sie einige Jahre lang war.
Dass Karin Korte einer von Haus aus eigentlich der CDU nahestehenden Landwirts- Familie entstammt, war für sie bei ihrer späteren politischen Entwicklung kein Hindernis. „Meine Mutter und ich haben früher auch schon mal aus Protest Grün gewählt“ erzählt sie von einer früh ausgeprägten Neigung zur Aufmüpfigkeit.
Wobei der politische Einfluss ihrer Mutter auch sonst nicht eben gering war, wie eine kleine Anekdote zeigt. Als die CDU vor Jahr-zehnten einmal heftiger Kritik seitens der Landwirtschaft ausgesetzt war, und der örtliche Kassierer wegen des fälligen Beitrags vor der Haustür stand, teilte Käthe Becker diesem unumwunden mit, dass ihr Mann aus der CDU ausgetreten und folglich auch kein Beitrag mehr zu entrichten sei – ihrem Mann berichtete sie dann etwas später von der Begebenheit und seinem Parteiaustritt.
Nach der Pandemie wird Karin Korte, die vor wenigen Tagen 62 Jahre alt wurde, sicher wieder in kürzeren Abständen ins Rheinland kommen – dies indes nur zu Besuch: Nach fast 40 Jahren in Berlin kann sie sich eine
Rückkehr nach Butzheim jedenfalls nicht mehr vorstellen.
Martin Mertens kündigte seinerseits einen Gegenbesuch an, „wenn ich mal wieder in Berlin bin.“ Ansonsten wusste er sich mit Karin Korte einig darin, dass Rommerskirchen im Vergleich zu ihrem Wirkungskreis mit fast 330.000 Einwohnern aus 160 Nationen doch „eine Insel der Seligen“ ist.
Zur Erholung zieht es sie und ihren Mann in „unser Refugium in Brandenburg“, erzählt sie. Insbesondere die Oderlandschaft hat es ihr angetan, die sie „in vielem an die Landschaft am Niederrhein erinnert.“
Wie lange sie ihr Amt noch ausüben wird, vermag Karin Korte aktuell nicht zu sagen. Sollte es zu einer Wahlwiederholung in Ber-lin kommen – worauf sich die Politik bereits einstellt – müssten auch die Wahlen zu den Bezirksvertretungen neu gewählt werden. Karin Korte sieht es durchaus gelassen, aber falls es tatsächlich so kommen sollte, wird sie die „Wahlschlacht“ sicher noch ein-mal mit gehörigem Elan bestreiten.

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