Neustart nach drei Jahren Corona-Pause
Rommerskirchen, den 1.12.2022
„Es wird Zeit, dass es wieder los geht“, sagt Peter Josef Johannes Möhlen, leidenschaftlicher Anhänger des Sommerwie des Winterbrauchtums. Der Rommerskirchener Karnevalsgesellschaft Rut-Wieß ist Peter Josef Johannes Möhlen 2003 beigetreten, als sein Sohn Alexander das Amt des Kinderprinzen ausübte. Auch wenn er schon bald dem Vorstand angehörte und Pressesprecher der Karnevalisten wurde, den traditionellen Umzug am Sonntag hat er in Rommerskirchen bislang noch nicht ein einziges Mal erlebt, geschweige denn aktiv mitgemacht. Stattdessen fährt Möhlen, der unter dem Kürzel „P.J.“ (in englischer Aussprache) fast bekannter ist als unter seinem eigentlichen Vornamen im Neusser Kappes- Sonntag-Zug Traktor – und das bereits seit 1977. Gut ein Vierteljahrhundert lang saß er am Steuer des letzten Schleppers, der 1997 im Neusser Traktorenwerk Case IH vom Band lief. Der Maxxum Pro 5140 in Schwarz-Rot- Silber zählte damals zur Formel 1 unter den Traktoren und befindet sich ansonsten als Museumsstück im Kulturzentrum Sinsteden – P.J. Möhlen sorgte angesichts der Schließung von Case dafür, dass der Traktor „heimatnah stationiert“ wurde.
Da der Traktor diesmal nicht zur Verfügung steht, wird Möhlen am 20. ein Exemplar des Nachfolgemodells Maxxum 150 CVX fahren. Tags zuvor steht er „in Diensten“ der Neusser Heimatfreunde beim großen Kappessonntags-Umzug.
„Dadurch, dass jetzt einige Jahre ausgefallen sind, freue ich mich natürlich darauf, endlich wieder mitfahren zu können“, blickt P.J. Möhlen dem Karnevals-Wochenende schon gespannt ist.
Zum Karneval, beziehungsweise zum Traktorfahren in etlichen Umzügen, kam der Ur-Neusser P.J. Möhlen ohne größere Umstände: Sein Vater arbeitete im Personalbüro des Neusser IHC-Standorts, der nicht allein den Kappeszug in Neuss, sondern auch den Düsseldorfer Rosenmontagszug und den Zug am Veilchendienstag in Mönchenglad-bach mit Traktoren versorgte. In der Kreisstadt war er stets für die Neusser Heimatfreunde im Einsatz, in Düsseldorf und Mönchengladbach für wechselnde Gruppen und Vereine.
Mit der Schließung von Case 1997 fiel für ihn der Umzug in Mönchengladbach weg, doch in seiner Heimatstadt und in Düsseldorf war er (fast) ununterbrochen im Einsatz. Lediglich einmal musste er wegen eines Mittelfußbruchs pausieren, 1991 fiel der Karneval wegen des Golfkriegs komplett aus, und einen Düsseldorfer Rosenmontag im Frühsommer hat Möhlen auch schon bestritten,
als das „Original“ wegen allzu heftiger Sturmböen abgesagt werden musste.
Traktorfahren in Karnevalszügen ist eine überaus verantwortungsvolle Aufgabe und nicht mit sonstigen Touren vergleichbar. „Immer wieder gibt es Kinder oder Betrunkene, die sich regelrecht vor die Wagen wer-fen“, sagt P.J. Möhlen mit Blick auf die zuweilen heiklen Begleitumstände beim „Kamellewerfen“ auf der gut dreieinhalb Kilometer langen Strecke. Deutlich entspannter ist die Anfahrt nach Düsseldorf, die „über Land“ erfolgt, und die in gut einer Dreiviertelstunde zu bewältigen ist.
Was Sicherheitsbelange angeht, kennt er sich bestens aus: So ist P.J. Möhlen seit mehr als 40 Jahren Mitglied im Technischen Hilfswerk (THW) in Neuss und gehörte einige Jahre auch der Katastrophenschutz-Leitung der Stadt an.
Möhlen, der seit 39 Jahren mit seiner Frau Doris in Sinsteden lebt, zählt zu den Karnevalisten, die zugleich auch ein Faible fürs Sommerbrauchtum haben. Im St. Maternus-Bürgerschützenverein Sinsteden engagierte er sich 15 Jahre lang im Vorstand, lange Zeit davon als Präsident des 1897 gegründeten Vereins. In Neuss gründete er 1984 gemeinsam mit Mitabiturienten einen Schützenzug, der seither in den Reihen der Schützenlust mitmarschiert. Auch in der Kommunalpolitik mischte er mit und war von 2009 bis 2017 Mitglied im Gemeinderat, zeitweise bekleide-te er das Amt des stellvertretenden Bürgermeisters.
Seit 2017 ist der 64-Jährige fürs Rathaus tätig und engagiert sich im Wirtschaftsbüro: Dort hat er inzwischen einen komplett neuen Fuhrpark auf- und ausgebaut.
Sein Berufsleben startete er nach dem Abitur am Quirinus-Gymnasium bei IHC Case, wo er bis zur Stilllegung des Werks tätig war und lange Zeit im Marketing- und Vertriebsmanagement wirkte. Später folgten elf Jahre im Vertrieb von VW Nutzfahrzeigen.
P.J. Möhlen gehört zu der Minderheit von Zeitgenossen, die keinen Hehl daraus ma-chen, dass Fußball sie nicht im geringsten interessiert. Neben dem Vereinsleben zäh-len natürlich insbesondere Traktoren zu seinen Hobbys: Einen Kramer 302 Export aus den 1960-er Jahren hat er dem Landwirtschaftsmuseum als Dauerleihgabe überlassen. Einen IHC D 215 von 1964 und einen IHC 633 von 1975 – beide in Neuss gebaut- hat er privat untergebracht.
Seit 1998 vertreibt Möhlen auch Spirituosen aus zumindest teilweise eigener Produktion: Schnapsbrennen darf er zwar nicht, Höherprozentiges konfektionieren indes sehr wohl, wobei er einfalls- und abwechslungsreiche Kreationen im Angebot hat, ob es sich nun um reinen Weizenkorn und aufgesetzte Liköre handelt. Zur Weihnachtszeit hat er Spezialitäten wie Lakritzlikör oder solchen mit Spekulatius-Geschmack im Angebot. Die Kenner schätzen P.J.‘s Hydrauliköl.
Daneben betätigt er sich auch als begabter Hobbykoch, wie nicht allein Kolleginnen und
Kollegen aus seinem Umfeld bestätigen können, die er in regelmäßigen Abständen mit entsprechenden Kostproben davon überzeugt, wobei er seine Rezepte gern bei Instagram veröffentlicht.
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