Schule
| 09.03.2023

Die Corona-Pandemie hat das normale Leben derart auf den Kopf gestellt, dass viele Menschen unter der veränderten Situation leiden. Dass insbesondere Kinder und Jugendliche betroffen sind, stellen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Schulpsychologischen Dienst fest: Immer wieder erhalten sie Anfragen von Eltern, deren Kinder zum Beispiel Ängste entwickelt oder sich zurückgezogen haben. Die beiden Psychologinnen Elena Steen und Luise Warns haben dazu jetzt in einer Elternschule informiert. Die Veranstaltung war so gefragt, dass sie zwei Termine für die rund 40 Interessierten angeboten haben. Welche Folgen hat die Corona-Pandemie für viele Familien und was können Eltern tun, um ihre Kinder zu unterstützen? Dazu geben die beiden Expertinnen in einem Interview Auskunft.

Welche Auswirkungen hat die Pandemie konkret?

Elena Steen: Einige Kinder und Jugendliche haben Ängste entwickelt, andere haben sich extrem zurückgezogen, zum Beispiel Hobbys aufgegeben oder Kontakte zu Freunden reduziert. Zudem haben sich in vielen Fällen Probleme verstärkt, die schon vor der Pandemie bestanden. Allgemeine Lernschwierigkeiten wurden zu großen Lücken im Lernstoff.

Was empfehlen Sie bei Lernschwierigkeiten?

Luise Warns: Hier gibt es keine allgemeingültige Lösung, jeder Fall ist individuell. Im Gespräch mit den Eltern versuchen wir herauszufinden, was das Beste für das Kind ist. Dies kann ein Förderkurs in der Schule sein oder auch ein Nachhilfeangebot oder eine Lerntherapie. Wichtig, ist, den Druck nicht noch mehr zu potenzieren.

Was ist zu tun, wenn sich der Stress in körperlichen Beschwerden äußert?

Luise Warns: Eltern sollten Beschwerden wie Bauch- oder Kopfschmerzen ernst nehmen und im Gespräch mit den Kindern versuchen, den Ursachen nachzugehen. Häufig ist es auch sinnvoll, den Kinderarzt aufzusuchen. Wichtig ist vor allem, den Kindern zu signalisieren, dass sie auch in schwierigen Zeiten bedingungslos geliebt und akzeptiert werden.

Wie können Eltern ihr Kind unterstützen?

Elena Steen: Ziel ist, dass es der Familie gelingt, nach Corona wieder aufzuatmen. Dabei sollten Eltern in Beziehung zu den Kindern bleiben. Dies kann über Gespräche zu Belastungen und Gefühlen oder über gemeinsame Aktivitäten geschehen. Eine wertschätzende und unterstützende Atmosphäre, die auf Leistungsdruck verzichtet, gibt Halt.

Was sind Beispiele für gemeinsame Aktivitäten?

Luise Warns: Das hängt natürlich immer von der Familie und von der jeweiligen Situation ab. Manche Kinder brauchen Ruhe und Entspannung und lieben vielleicht einen gemütlichen Abend mit gemeinsamem Kochen und Kuscheln auf dem Sofa. Andere haben Spaß an einem schönen Ausflug, zum Beispiel in den Wald oder zu einem Tiergehege. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt: Auch ein neues gemeinsames Hobby ist entspannend und verbindet, zum Beispiel Musik, Yoga oder Zumba.

Was ist besonders wichtig für Familien?

Elena Steen: Klare Regeln und Rituale führen zu Vorhersehbarkeit und Zuverlässigkeit. Aber auch Aktionen, die aus der Routine fallen wie kleine Überraschungen im Alltag lockern auf. Jede Familie bringt schon Elemente mit, die Stärken – es hilft, sich diese bewusst zu machen und darauf zu schauen, was alles schon gut funktioniert und erholsam ist.

Welche Möglichkeiten gibt es, wenn die Belastung für Familien zu groß wird?

Elena Steen: Wenn der Druck in Dauer und Ausmaß die Grenzen des Tragbaren in einer Familie übersteigt und das normale Leben im Alltag blockiert, sollten Eltern sich an externe Fachstellen wenden.

Welche Unterstützung gibt es beim Schulpsychologischen Dienst?

Luise Warns: Gemeinsam mit den Betroffenen suchen wir nach einer Lösung. So sind zum Beispiel die Jugend- und Familienberatungsstellen bei uns im Kreis niederschwellige Anlaufstellen. Langfristige Hilfe gibt es in der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz und in niedergelassenen psychiatrischen und psychotherapeutischen Praxen. Wir selbst bieten keine Therapie an, aber wir helfen, Wege zu finden.

Der Schulpsychologische Dienst des Rhein-Kreises Neuss ist mit seinen Beratungsstellen in Neuss, Grevenbroich und Dormagen und Sprechtagen kreisweit präsent. Die Beratung ist kostenlos, vertraulich und unabhängig. Weitere Informationen gibt es telefonisch unter 02131 928-4070.

Quellverweis: https://www.rhein-kreis-neuss.de/de/verwaltung-politik/nachrichten/pressemeldungen-aus-dem-jahr-2023/schulpsychologischer-dienst-hilfe-bei-psychischen-belastungen-nach-der-corona-pandemie/

Hier kann man den Originalbeitrag lesen.