Der Einstand des neu formierten Kulturcafé-Teams ist rundum geglückt.
Die neue „Programmgestalterin“ Rebekka Baus, der bewährte Kassierer Hilmar Konrad und der gleichfalls erstmals in dieser Rolle aufgetretene Tontechniker, Pfarrer Thorben Golly konnten nach ihrer Premiere jedenfalls rundum zufrieden sein.
Ein restlos ausverkaufter Saal im evangelischen Gemeindezentrum bot den gebührenden Rahmen für den zweistündigen Auftritt von Sebastian Schnoy, der sich in seinem Programm „Dummikratie – warum Deppen Idioten wählen“ intensiv, jedoch stets gut gelaunt und ohne Verbissenheit, einem der wichtigsten zeitgenössischen Themen widmete.
Gleich eingangs gibt er eine kleine Kostprobe des pöbelnden Gelalles von Donald Trump, lässt es dann jedoch bis zu einer zweiten Einlage kurz vor Schluss dabei bewenden – blödsinniger als das Original kann schließlich auch die beste Parodie nicht wirken.
Den eigentlichen roten Faden des Abends bildete die Auseinandersetzung mit dem nicht allein in Deutschland grassierenden Rechtsextremismus, den Schnoy mit leichter Hand sezierte und der verdienten Lächerlichkeit preisgab.
Sebastian Schnoy, Arbeiterkind aus dem Osten Hamburgs, das dank seines Fleißes ins feine Blankenese umziehen konnte, wie einer (Selbst-) Beschreibung zu entnehmen ist, kennt sich in den verschiedensten sozialen Milieus aus und weiß deren Lebenslügen zum Vergnügen des Publikums trefflich zu entlarven.
Ein Rest von Utopie ist auch dem vormals links sozialisierten Hamburger geblieben, der nach wie vor mit dem allzu Deutschen fremdelt und dem es vor dem Völkischen graust. Schon vor einem Jahrzehnt medial zum „Europaretter“ ernannt, macht er kein Hehl daraus, die Demokratie für die beste politische Idee aller Zeiten zu halten und lässt das Publikum zum guten Schluss zur Melodie des Celentano-Ohrwurms „Azzurro“ eine Hymne auf die Vereinigten Staaten von Europa anstimmen.
Dem verdientermaßen großen Applaus setzte Schnoy ein Kompliment fürs Publikum entgegen, das er augenzwinkernd zum „belesensten“ erklärte, das er je erlebt habe. Immerhin war der Büchertisch, auf dem er eine Auswahl seiner Bestseller präsentiert hatte, schon während der Pause ausverkauft. Ähnlich schräg wie sein Beziehungs-Ratgeber „Lass uns Feinde bleiben“ kommt auch das Werk „Von Napoleon lernen, wie man sich vor dem Abwasch drückt“ daher.
Wer das Pointenfeuerwerk Schnoys nicht in allen Facetten mitbekommen haben sollte, hat am 28. April erneut dazu Gelegenheit, wenn er im Kölner „Senftöpfchen“ auftritt. Im Kulturcafé geht es bereits am 12. April weiter, wenn Andrea Volk ihr Programm „Mahlzeit! Büro und Bekloppte“ präsentiert.
Hier kann man den Originalbeitrag lesen.