Eckum Josef Weyrauch ist tot. Der 64-jährige starb am Montag (5. August) kurz nach 19 Uhr bei einem Verkehrsunfall auf der L 69 zwischen Wevelinghoven und Widdeshoven etwa in Höhe von Gut Muchhausen. Weyrauch kollidierte mit seinem Motorrad mit einem PKW-Fahrer, der nach Angaben der Feuerwehr schwer verletzt per Hubschrauber in eine Klinik geflogen wurde. Weyrauch selbst verstarb am Unfallort.
Der gelernte Metzger zählte zu den über die Region hinaus bekanntesten Rommerskirchenern. Als „Engel auf Rädern“ etwa titulierte ihn im September 2021 angesichts seines ehrenamtlichen Engagements zugunsten der Flutopfer im Ahrtal die in Koblenz erscheinende Rhein-Zeitung.
Viele, die ihn nur flüchtig kannten, waren seinerzeit überrascht von dieser Seite seines Wesens: Jupp Weyrauch konnte nämlich auch anders und ist zeitlebens wohl selten einem Streit aus dem Wege gegangen, wie nicht nur im Rommerskirchener Rathaus bekannt ist.
„Mit Josef Weyrauch verlieren wir einen engagierten Rommerskirchener. Ich habe mich mit Josef Weyrauch das ein oder andere Mal gestritten, aber immer freundschaftlich einen Weg gefunden, gemeinsam für Rommerskirchen zu arbeiten. Josef Weyrauch hatte meine Hochachtung für seinen unermüdlichen Einsatz und sein unerschrockenes Gemüt. Er ist einer der Menschen, die sehr geradlinig und konsequent ein Ziel verfolgt haben. Er war niemals link oder hinterhältig. Sein Tod macht mich fassungslos, und ich möchte seinen Angehörigen mein tiefstes Beileid ausdrücken“, sagt Bürgermeister Dr. Martin Mertens.
Wenn er – in mancherlei Angelegenheiten – im Rathaus vorstellig wurde, ging es dort nicht selten rund, ob es sich nun um Traktoren auf dem Heimchesweg, die Unterbringung von Flüchtlingen in einem von Weyrauchs Häusern am Heimchesweg oder um andere Fragen ging. Weyrauch polemisierte auch politisch gern und stellte bei vielen Gelegenheiten seine völlige Untauglichkeit für den diplomatischen Dienst unter Beweis.
Schlagzeilenträchtig war sein „Feldzug“ gegen die katholische Kirche, deren Sternsingern er vor gut einem Jahrzehnt gerichtlich untersagen lassen wollte, den traditionellen Segensspruch an eines seiner Häuser schreiben zu lassen. So aggressiv er wurde, wenn die Kirche ins Spiel kam, bezeichnete er sich in ruhigeren Moment durchaus auch schon mal als Christ.
Weyrauch konnte nervig sein, nicht selten auch unverschämt oder gar unflätig – wer ihn zuvor nicht kannte, war angesichts seiner Auftritte zuweilen fassungslos: Dennoch dürfte es unter denen, die ihn näher kannten, kaum jemand geben, der ihn als bösartigen Charakter beschreiben würde.
Nur die wenigsten jedoch hätten ihm sein 20 Monate währendes Engagement an der Ahr, hauptsächlich in Mayschoss, zugetraut. In Bergheim hatte er sich einen Radlader geliehen, und war zumindest während der ersten 16 Monate nahezu täglich an der Ahr – hin und zurück fuhr er dabei regelmäßig gut 190 Kilometer.
Weyrauch, der seinen erlernten Beruf aus Gesundheitsgründen schon vor Jahrzehnten aufgeben musste, packte als Allround-Handwerker tatkräftig mit an – und schied letztlich im Streit. Gleichwohl haben ihm die Menschen an der Ahr sein Engagement nicht vergessen und schenkten ihm vor einem Jahr eine hölzerne Skulptur, die ihn auf einem Radlader darstellt – so dürfte er in Mayschoss in dauerhafter Erinnerung bleiben.
Seine große Leidenschaft war das Motorradfahren: Gemeinsam mit einem Freund hat er vor geraumer Zeit drei Wochen lang Frankreich durchquert und zeigte sich anschließend begeistert von der Biker- Tour.
Nachdem er als junger Mann vor vier Jahrzehnten einen schweren Motorradunfall nur um Haaresbreite überlebt hatte, – mit dauerhaften Beeinträchtigungen – wurde ihm sein Faible jetzt doch noch zum Verhängnis.
Josef Weyrauch hinterlässt einen Sohn, seine Mutter ist 90 Jahre alt.