Rommerskirchen Nach mehr als 30 Jahren löst sich die Unabhängige Wählergemeinschaft mit Wirkung zum 31. Dezember auf. Ulrike Sprenger, frühere Fraktionsvorsitzende, und seit 2020 die letzte im Rat verbliebene Vertreterin der UWG, will Bündnis 90/Die Grünen auch formell beitreten, nachdem sie bereits bisher in einer Fraktionsgemeinschaft mit den Grünen aktiv ist.
Auch bei der Kommunalwahl 2025 will sie für die Grünen antreten. Mangel an Mitgliedern, insbesondere aber an Wählern sei der Grund für die Auflösung, hieß es bei der letzten Versammlung der sechs noch verbliebenen UWG-Mitglieder im „UWG-Stammlokal“ Haus Schlömer in Rommerskirchen.
Willi Feil (73), seit mehr als einem Jahrzehnt im Amt und damit „dienstältester“ aller UWG-Vorsitzenden, mag sich aus Altersgründen nicht mehr in der Kommunalpolitik engagieren.
Zwar wurde ein zweites Mandat und damit der Fraktionsstatus bei der Wahl 2020 nur ganz knapp verpasst, doch hatten sich die bereits seit 2014 bestehenden Probleme, die Wahlbezirke zu besetzen, damals noch einmal verschärft.
Am 28. Februar 1994 nur wenige Monate vor der damaligen Kommunalwahl gegründet, konnte die UWG bei dieser einen Sensationserfolg feiern: Mit fasst 22 Prozent der Stimmen wurde sie die stärkste Wählergemeinschaft in ganz NRW. Sieben Mandate waren damals der Lohn für die Newcomer, die mit Georg Müser und später mit Matthias Leufgen zwei Mal stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde stellten.
Seit 2004 reduzierte sich die Zahl der Ratsmandate von Wahl zu Wahl zwar kontinuierlich, doch gelang es unter dem Vorsitz von Ulrike Sprenger zunächst mit Willi Feil und Norbert Hufschmidt, später mit letzterem allein, immerhin bis 2020 in Fraktionsstärke in den Rat einzuziehen.
Hervorgegangen war die UWG aus der damaligen Bürgerinitiative gegen eine damals in Neurath geplante und schließlich in Krefeld gebaute Müllverbrennungsanlage in Neurath. „Die UWG hat die langjährige CDU-Herrschaft in Rommerskirchen gebrochen“, sagt Kassiererin Kirsten Schaaf-Hufschmidt. Gut ein Jahrzehnt, bevor es die Offene Ganztagsschule gab, sei es nicht zuletzt auf Betreiben der UWG damals gelungen, ausreichend Hortplätze in den Kindertagesstätten zu schaffen, erinnert sie sich.
Neben Ulrike Sprenger, die erst nach deren Gründung zur UWG stieß, war die Wählergemeinschaft mit dem Ratsmitglied und späteren Vorsitzenden Willi Schumacher Ende des vergangenen Jahrtausends auch in der Bürgerinitiative gegen die damalige Metallhütte Schumacher aktiv.
„Wir haben für viele Themen Anstöße gegeben“, so Kirsten Schaaf-Hufschmidt, wobei Ulrike Sprenger hier u.a. das archäologische Fenster am Steinbrink, aber auch die Stationierung eines Rettungsdiensts in der Gemeinde nennt.
Ihr „Restvermögen“ wird die UWG für einen gemeinnützigen Zwecks spenden.
„Bedauerlich, aber nach Lage der Dinge wohl unvermeidlich“, nennt Bürgermeis-ter Dr. Martin Mertens das Aus für die UWG. Was viele nicht (mehr) wissen: Mer-tens hatte sich 1999 in den Reihen der UWG erstmals in der Kommunalpolitik engagiert und stieß erst 2001 zur SPD. „Ich bin mir jedoch sicher, dass es auch künftig parteiunabhängige Initiativen in der Kommunalpolitik geben wird – nicht zuletzt mit Blick auf die Wahl 2025“, sagt Martin Mertens.