Historischer Rückblick auf 50 Jahre Gemeinde Rommerskirchen – Bilderausstellung und Diskussion mit Zeitzeugen

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Besiedelt war das Gebiet der heutigen Gemeinde Rommerskirchen bereits seit der Zeit der Bandkeramiker (ca. 5300–4900 v. Chr.), viele Dörfer und Ortsteile – nach heutiger Zählung sind es deren 17 – entstanden nach der bis etwa 500 währenden Römerzeit (seit ca 50 v.Chr.) vor dem Jahr 1000. Dennoch gibt es die Gemeinde Rommerskirchen in ihrer heutigen Form erst seit dem 1. Januar 1975. Sie ist das Ergebnis der kommunalen Gebietsreform, die in zwei Etappen von 1966 bis 1969 und von 1971 bis Ende 1974 währte.

Ihres 50. „Geburtstags“ gedachte die Gemeinde jetzt mit einer Feierstunde, bei der mit den früheren Bürgermeistern Peter Emunds und Albert Glöckner – moderiert von zwei Zeitzeugen auf diese politisch lebhaften Zeiten und die seitherige Entwicklung Rommerskirchens zurückblickten.  Zugleich wurde mit der Veranstaltung eine Bilderausstellung „50 Jahre Rommerskirchen“  eröffnet, die 21 markante Motive aus dem Gemeindegebiet zeigt.

Bürgermeister Dr. Martin Mertens: „Die Gemeinde Rommerskirchen hat sich in den vergangenen 50 Jahren toll entwickelt. Ich bin mir sicher: Bürgerschaft und Kommunalpolitik werden auch in den kommenden Jahrzehnten dafür sorgen, dass diese Entwicklung weitergeht.“

Interviewt wurden die beiden früheren Lokalpolitiker Emunds und Glöckner im Ratssaal von Norbert Bude, dem ehemaligen Oberbürgermeister von Mönchengladbach, der seinerseits daran erinnerte, wie dort damals über eine neue Namensgebung für diskutiert wurde. Die gab es auch in Rommerskirchen, wie Peter Emunds anhand des damaligen Vorschlags „Gillgau“ deutlich machte, der eine aus dem Mittelalter datierende Bezeichnung für das gesamte Gebiet entlang des Gillbachs aufgriff – freilich ohne Erfolg.  „Die meisten waren damals dagegen“, sagte Peter Emunds, der damals Bürgermeister von Nettesheim-Butzheim war, dessen Verwaltung indes schon damals im Eckumer Rathaus lag. „Es waren sehr, sehr harte Auseinandersetzungen“, erinnert sich Emunds, der später 14 Jahre lang CDU-Fraktionschef im Rat war, ehe er Bürgermeister und dann Gemeindedirektor wurde.

Ein Beispiel: 50 Jahre, so Emunds,  habe die Gemeinde Nettesheim-Butzheim damals auf einen Sportplatz gewartet. Das Gelände am Fronhof, wo sich der heutige Sportpark befindet, war bereits gekauft und bezahlt – was fehlte, war zunächst die Zustimmung der „Altgemeinde“ Rommerskirchen. Die sträubte sich bis kurz vor Toreschluss, so Emunds, bis dann der damalige Grevenbroicher Kreisdirektor Brüggen „ein Machtwort“ gesprochen habe, so dass der danach viele Jahre lang vom einstigen TuS Gilbach genutzte Aschenplatz tatsächlich angelegt werden konnte.

Was heute nur noch die wenigsten wissen: Um Haar hätten Rheidt und Hüchelhoven damals dem „neuen“ Rommerskirchen zugeschlagen werden sollen. Zwei Lesungen hatte der entsprechende Gesetzestext im NRW-Landtag bereits überstanden, in der dritten und abschließenden fielen die beiden Nachbardörfer schließlich an Bergheim und landeten im Erftkreis.

Keine Rolle spielte seinerzeit offensichtlich die „Wiedereingemeindung“ von Gohr und Broich, die bis ins 19. Jahrhundert, bzw., bis 1937 zum Einzugsbereich des 1975 aufgelösten Amts Evinghoven zählten. 

„Ein bis anderthalb Jahre“ hat es Emunds zufolge gedauert, bis sich die CDU-Fraktion im Rat der Neu-Gemeinde zusammengerauft habe, die mit ihrer Mehrheit eine erfolgreiche Politik für Rommerskirchen betriebe habe.

„Das Ortsteildenken war zunächst noch stark ausgeprägt. Das hat sich gelegt“, blickte Albert Glöckner auf die erste Zeit nach seinem Amtsantritt als  Bürgermeister 1999 zurück – er war der erste Sozialdemokrat in diesem Amt. „Das hat sich gelegt“, so Glöckner weiter. Was ihm zufolge nicht zuletzt daran gelegen habe, dass es im Rat „wenig Parteipolitik gegeben habe und alle sich bemühten, sinnvolle Entscheidungen zu treffen.“

Die heiße Phase der kommunalen Neugliederung hatte Glöckner insbesondere als junger Mitarbeiter der Stadt Köln miterlebt. Dort wurde u.a. Porz eingemeindet, spannend war nicht zuletzt die Frage, ob das auf halber Strecke nach Bonn liegende Wesseling künftig ein Kölner Stadtteil wérden sollte – wozu es dann aber nicht kommen sollte.

Weitere Reformen des NRW-Verwaltungsaufbaus hätte Glöckner später als Rommerskirchener Bürgermeister begrüßt. Entsprechende Bestrebungen des früheren Ministerpräsidenten Wolfgang Clement seien jedoch gescheitert, die folgenden Landesregierungen hätte das heiße Eisen erst gar nicht mehr angepackt. „Es erweist sich als sehr schwierig, einen Bestand aufzugeben“, betonte Glöckner mit Blick auf gewachsene Verwaltungsstrukturen.

Einig zeigten sich die beiden ehemaligen Bürgermeister vor der Eintragung ins Goldene Buch der Gemeinde  darin, dass eine solide finanzielle Ausstattung das Wichtigste sei, was Bund und Länder für die Kommunen tun könnten. Emunds brachte hier eine kommunale Steuerreform ins Gespräch – auch ein Thema, das seit Jahrzehnten  diskutiert wird.

Info

Peter Emunds (CDU): Bürgermeister von Nettesheim-Butzheim 1969 bis 1974 ; CDU-Fraktionsvorsitzender 1975 bis 1989, Bürgermeister von Rommerskirchen 1989 bis 1991, Gemeindedirektor 1991 bis 1999

Albert Glöckner (SPD) Bürgermeister von Rommerskirchen 1999 bis 2014

Bilderausstellung : Läuft bis 23. September. Zu sehen sind die Bilder im ersten Stock des Dienstleistungszentrum an der Bahnstraße 51, während der Öffnungszeiten: Montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr; dienstags von 14-bis 16.30 Uhr und donnerstags von 14 bis 18 Uhr.

Hier kann man den Originalbeitrag lesen.