Winfried Bender – ein Leben fürs Ehrenamt
Fußballer, Jäger und Tierschützer sowie Deutschlands jüngster Zahntechnikermeister
Villau Mit dem Sprichwort „Wer rastet, der rostet“, dürfte niemand, der ihn kennt, Winfried Bender jemals ernsthaft konfrontiert haben. Ganz im Gegenteil: Wer den gebürtigen Düsseldorfer in nur einem Wort beschreiben wollte, würde mit den Begriffen „Tatkraft“ oder „Energie“ zumindest annähernd richtig liegen, wenngleich die Formulierungen vielleicht etwas schwach sein mögen. Allein auf den Beruf gesetzt hat der 79-Jährige jedenfalls nie – was mitnichten heißt, dass er da irgendetwas vernachlässigt hätte. Ganz im Gegenteil: Mit gerade einmal 22 Jahren bestand er 1969 die Prüfung zum Zahntechnikermeister und war damit seines Zeichens der jüngste in ganz Deutschland. (Die Gesellenprüfung hatte er bereits Ende 1963 erfolgreich abgelegt.)
In seinem 1972 gegründeten, eigenen Dentallabor bildete Bender zwölf Lehrlinge aus, von denen später sieben ihrerseits die Meisterprüfung ablegten. Für die Zahntechniker-Innung Düsseldorf übernahm er die ehrenamtliche Funktion eines Obermeisters, nachdem er zuvor Stellvertreter seines Vorgängers war. Zudem was er stellvertretender NRW-Innungsmeister seines Berufszweigs.
Lange bevor er sich mit beruflichen Dingen befasste, hatte Winfried Bender die Leidenschaft für den Fußball gepackt. Was wohl auch familiär bedingt ist: 1933, als Fortuna Düsseldorf im damals üblichen Finale – ausgerechnet – in Köln gegen Schalke 04 3:0 gewann und damit zum ersten und bis heute einzigen Mal Deutscher Meister wurde, stand auch sein Onkel Jakob Bender auf den Platz. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte auch sein Vater Hermann Bender etliche Jahre in der ersten Elf von Fortuna Düsseldorf, mit der er mehrfach die Westdeutsche Meisterschaft gewann.
Später von seinem Vater trainiert, hat Winfried Bender dann als Kind und Jugendlicher etliche Stadtmeisterschaften mit den Nachwuchsteams der Fortuna gewonnen.
Fortuna Düsseldorf hatte eine geradezu prägende Rolle für ihm: Durch den Verein lernten sich sein Vater und seine Mutter Elisabeth überhaupt erst kennen. Auch Elisabeth Bender nämlich war eine begabte Sportlerin: Sie spielte im Frauen-Handballteam des Vereins, zeitweise sogar noch gemeinsam mit ihrer Tochter Marlies. Letztere war zudem Mehrfach Deutsche Schwimmmeisterin in der 4×100 Meter-Lagenstaffel.
„Drei Familienmitglieder als Ehrenmitglieder dürfte bei Fortuna einmalig sein“, sagt Winfried Bender mit Blick auf seine Eltern und seinen Onkel.
2024 konnten die Benders ein Familien-Jubiläum der besonderen Art feiern: Auf 100 Jahre Fortuna-Mitgliedschaft seit 1924 brachten sie es da – dass Winfried Benders Sohn Philipp und sein Enkel Max gleichfalls dem inzwischen 130 Jahre alten Traditionsklub angehören, versteht sich geradezu von selbst. Winfried Benders nächstes Ziel ist die Erstellung einer Familien-Biografie, deren Arbeitstitel den Inhalt prägnant auf den Punkt bringt: „Bender – die Fortuna-Familie“.
So wichtig der Fußball ihm auch war und ist, erschöpfte sich das Interesse von Winfried Bender darin keineswegs. Schon mit 16 Jahren hatte er den Jugend-Jagdschein erworben und bettigt sich seither auch in diesem Bereich. Zugleich wurde er Hundzüchter – mit seinen Deutsch-Drahthaar-Jagdhunden engagiert er sich seit mehr als 50 Jahren für schwer verletzte Wild-Verkehrsopfer, wofür ihm die damalige NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn 1998 den Landesehrenpreis verlieh. Mit seinem Engagement machte er vor Landesgrenzen gleichwohl keinen Halt. Mit seinen Hunden wimdete er sich der Rettung von Rehkitzen im Rhein-Kreis Neuss ebenso wie in Jagdrevieren der Eifel und des Mosel-Hunsrückgebiets.
Der Hundezucht wegen war der eingefleischte Düsseldorfer schon Anfang der 1990-er Jahre nach Bedburdyck-Gierath umgesiedelt. Ein knappes Jahrzehnt später führte dann ein komplizierter Handbruch dazu, dass er seinen Beruf nicht weiter ausüben konnte und sein Labor im Jahr 2000 an einen Mitarbeiter übergab. Ereignet hatte sich der Unfall im Zuge seiner ehrenamtlichen Arbeit als Tierschützer, nämlich bei der im Auftrag der Polizei erfolgten Nachsuche nach einem bei einem Verkehrsunfall schwer verletzten Reh.
Auch beim SV 1919 Bedburdyck-Gierath war er fußballerisch aktiv: 1993 übernahm er das Training der sieben bis acht Jahre alten F1-Junioren, bei denen auch sein Sohn Philipp aktiv war. Winfried Bender coachte das Team ein Jahrzehnt lang bis zur A-Jugend – wobei dieses mehrere Meisterschaften erringen konnte. 2000/2001 gelang dies sogar ohne eine einzige Niederlage, wo die damaligen B-Jugendlichen auch die gesamte Saison ohne Rote Karte bestritten.
Für eine von ihm als Jugendobmann initiierte Fußballschule während der Sommerferien zeichnete der Fußballverband Niederrhein den Verein 2005 mit dem Sepp-Herberger-Preis aus.
Tamilische Flüchtlingskinder, die seinerzeit hinter dem Gierather Sportplatz in Containern untergebracht waren, stattete er mit Fußballschuhen und Sportkleidung aus, verhandelte mit dem Verband Niederrhein und konnte die Jungen letztlich mit offiziellen Spielerpässen des Fußballverbands ausstatten.
Nicht verwunderlich, dass Winfried Bender letztlich auch Vorsitzender des SV 1919 Bedburdyck-Gierath wurde. Mithilfe von Sponsoren und durch Eigenleistungen der Vereinsmitglieder gelang es, 70.000 Euro zusammenzutragen. „die Grundlage zum in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Jüchen angelegten Kunstrasenplatz“, erinnert sich Winfried Bender.
Als langjähriger Pächter des Reviers Gohr I hat Winfried Bender 1995 die seither jährlich abgehaltene Müllsammlung organisiert, an der sich neben Jägern auch Schützen und andere Bürger beteiligen.
Last but not least: Als vor gut einem Jahrzehnt die Errichtung eines Amprion-Konverters in Gohr möglich erschien, gründete Winfried Bender spontan eine Bürgerinitiative gegen den Bau. Zu dem sollte es letztlich nicht kommen: „Zum Glück für Feldhamster, Feldlerchen, Wachteln, Nachtigallen, Teichrohrsängern und Falkenarten, die sich im angestammten Gebiet weiterhin prächtig entwickeln können“, sagt Winfried Bender, der seit Mitte vergangenen Jahrzehnts Rommerskirchener ist und in Villau lebt.
Mit Bürgermeister Dr. Martin Mertens, den Bender seit dieser Zeit kennt, verbindet ihn nicht zuletzt das Faible für Fortuna Düsseldorf. Von den Vorarbeiten zu Winfried Benders Biografie zeigte sich Mertens kürzlich nach einem längeren Gespräch beeindruckt: „Ein derartig ausgeprägtes ehrenamtliches Engagement wie das von Winfried Bender ist auch in einer Gemeinde mit sehr vielen höchst aktiven Ehrenamtlern wirklich nicht alltäglich“, sagt der Bürgermeister.
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