Viele Funde aus der Römerzeit am Steinbrink

Teilstück von römischem Kanal soll in
„Archäologischem
Fenster
“ ausgestellt werden
Rommerskirchen Wer in Rommerskirchen einen Spaten in
den Boden steckt, kann sicher sein, dass archäologische
Funde nicht lange auf sich warten lassen. Das geflügelte
Wort von Manfred Hundt, dem Beauftragten der Gemeinde
für die Bodendenkmalpflege, hat sich 2014 bis 2017 auch im
damaligen Baugebiet „Steinbrink II“ bestätigt. Dies ist nicht
unbedingt verwunderlich, gilt doch der vor mehr als 800 Jahren erstmals erwähnten Steinbrinker Hof als Keimzelle der
Entwicklung des Dorfs Eckum
– dessen Gebiet freilich seit
der Jungsteinzeit stark besiedelt war.
Für einen Teilbereich eines damals gefundenen Kanals will
die Gemeinde ein so genanntes „Archäologisches Fenster“
einrichten. Solche „Fenster“ werden dort installiert, wo archäologisch interessante Strukturen im Boden belassen, gleichwohl jedoch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden
sollen.
Sie sind zumeist so aufgebaut, dass sie die “Fundstücke“ einerseits vor Wettereinflüssen und (un)beabsichtigten Beschädigungen schützen, gleichzeitig aber ermöglichen, sie
von außen durch eine Glasscheibe oder ein Gitter zu betrachten.
Der Kanal gehört aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer „villa
rustica“, einem römischen Gutshof. Überreste von dessen
Hauptgebäude hatte ein Team der Universität Köln bei einer
geophysikalischen Untersuchung des Areals schon vor Beginn der eigentlichen Grabungen entdeckt. Mit solchen „villae rusticae“ war die Gegend des heutigen Rommerskirchen
während der bis ins fünfte Jahrhundert andauernden Römerzeit im Rheinland geradezu übersät, was in erster Linie auf
die bis in die Gegenwart hinein überaus fruchtbaren Böden
am Gillbach zurückzuführen ist.
Die
„villa rustica
“ am Steinbrink wies den Experten zufolge
eine Länge von 110 Metern auf und war mindestens 35 Meter breit. Frühestens im ersten Jahrhundert erbaut, befand
sie sich bis in die Spätantike hinein an der aufgefundenen
Stelle. Die Wasserleitung hat neben dem Regenwasser wohl
auch Brauchwasser vom Hauptgebäude des Gutshofs in
Richtung des Gillbachs abgeleitet. Den Experten aus Köln
zufolge
, hat sich am südlichen Ende des Hauptgebäudes womöglich ein Badetrakt befunden.
Gemeinde Rommerskirchen – Presseamt – Bahnstr.51, 41569 Rommerskirchen
Ihr Ansprechpartner: Gianna Voißel Tel.: 02183/800-20 FAX: 02183/800-90 Email: gianna.voissel@rommerskirchen.deDer aus „opus caementitium“, einer spezifisch römischen Betonsubstanz, gefertigte Abwasserkanal, saß auf einer dünnen Kiesschicht auf und war an Sohle und Innenwänden
sorgfältig glatt verputzt. Er war zum Teil gut erhalten und verfügte einst über eine Abdeckung aus Ziegelplatten, von denen sich jedoch nur noch geringe Reste erhalten haben. Er
konnte über eine Länge von etwas mehr als 71 Metern dokumentiert werden, wobei seine Erhaltung hangabwärts
nach und nach schlechter wurde. Ursprünglich reichte er
höchstwahrscheinlich bis zum Gillbach.
Mitte des Jahres nun soll ein Teilstück des Kanals gehoben
werden, ein technisch überaus kompliziertes Verfahren, das
die renommierte Restauratorin Heike Krainitzki, der Archäologe Stefan Ciesielski, Grabungstechniker Frank Jäger und
ein weiterer Helfer glücklich zu vollenden hoffen. „Eine 100-
prozentige Gewährleistung einer erfolgreichen Bergung im
Vorhinein der Maßnahme ist leider nicht möglich“, betont
Ciesielski, der für die Kölner Fachfirma ABS nicht nur im Bereich des Steinbrinks schon öfter in Rommerskirchen tätig
war.
In der von Martin Lambertz veröffentlichten Festschrift zum
825-Jahr-Jubiläum Eckums stammt von Stefan Ciesielski ein
wichtiger Beitrag, der sich mit der Geschichte „Eckums“ befasst, bevor dieser Ortsname 1195 erstmals urkundlich erwähnt wurde. Die Bergung soll zur Jahresmitte erfolgen. Ins
Auge gefasst worden ist aktuell der Zeitraum vom 21. bis 26.
Juni, wobei leichte Veränderungen noch möglich sind.
„Rommerskirchen ist eine der ältesten Kommunen in ganz
Deutschland. Bei jedem Schritt in unserer Heimatgemeinde
betreten wir historischen Boden. Es ist toll, wenn wir die
großartigen technischen Errungenschaften unserer Urahnen
für die Bevölkerung sichtbar machen können. Insofern freue
ich mich auf das Projekt“, so Bürgermeister Dr. Martin Mertens abschließen