Kreisverwaltung stößt umfassende
Digitalisierung mit Masterplan an
Rhein-Kreis Neuss. Wie sieht die digitale Kreisverwaltung in den nächsten Jahren aus? Welche Herausforderungen müssen gemeistert und welche Rahmenbedingungen geschaffen werden? Antworten darauf präsentieren Landrat Hans-Jürgen Petrauschke und IT-Dezernent Harald Vieten jetzt in einem 180 Seiten starken Masterplan Digitalisierung für die Jahre 2021 bis 2025. Dieser wird im Ausschuss für Innovation, Digitalisierung und Standortmarketing beraten, bevor er dann im September im Kreistag verabschiedet werden soll.
„Die digitale Transformation ist nicht weniger als die Neugestaltung der Verwaltung vor dem Hintergrund der veränderten technischen Möglichkeiten auf allen staatlichen Ebenen. Sie bietet die große Chance, öffentliche Ressourcen effizienter und zielgenauer einzusetzen, Bürgerinnen und Bürger sowie Unternehmen zu entlasten und die Lebensqualität in unserer Heimat zu stärken“, sagt Landrat Hans-Jürgen Petrauschke.
„Wir wollen schnell und effizient mit konkreten Zielen und Projekten vorangehen. Mit dem Masterplan treiben wir die Digitalisierung in der Kreisverwaltung umfassend voran und schaffen für die nächsten Jahre den Handlungsrahmen für die erforderlichen, tiefgreifenden Transformationsprozesse“, ergänzt Vieten. Das von ihm geleitete, neu geschaffene IT-Dezernat mit der Stabstelle Digitalisierung und dem jüngst eingerichteten Digital-Labor hat bereits zahlreiche wichtige Maßnahmen eingeleitet beziehungsweise umgesetzt sowie neue, konkrete Vorhaben projektiert und diese im neuen Masterplan strukturiert zusammengeführt.
Darin beschrieben werden in fünf Handlungsfeldern nicht nur Ziele, Steuerungsprozesse und Schwerpunkte, sondern es gibt auch eine sogenannte Roadmap, wie die Ziele in den nächsten Jahren erreicht werden sollen. Als Grundlage für den digitalen Wandel sieht der Masterplan eine leistungsfähige Infrastruktur mit modern gestalteten Arbeitsplätzen für die Kreisverwaltung vor. Bis spätestens 2024 soll es beispielsweise grundsätzlich keine Desktop-PCs mehr geben, sondern nur noch mobile Endgeräte, die mobiles Arbeiten und Desk-Sharing (Teilen von Arbeitsplätzen) weiter voranbringen.
Auch den Telefonapparat wird es bald in den Büros nicht mehr geben. Klassisches Telefonieren wird dann komplett ortsunabhängig mit moderner Softphone-Software über das mobile Endgerät erfolgen. Auch die Möglichkeit für Videokonferenzen wird weiter ausgebaut. „Noch in diesem Jahr sollen erste ‚virtuelle‘ Bürgerbüros in einigen Ämtern den Kontakt von Bürgern zur Kreisverwaltung über Videokonferenztechnik erleichtern“, kündigt Vieten an.
Daneben sehen Landrat und Dezernent eine breite digitale Kompetenz bei den Beschäftigten als Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche digitale Transformation in der Kreisverwaltung an. Neben zahlreichen Maßnahmen hierfür hat Vieten deshalb auch ein umfangreiches Fort- und Weiterbildungsprogramm zur Digitalisierung initiiert, das gemeinsam von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung und kreisangehörigen Kommunen genutzt wird.
Ein „Leitbild 2030“ im Masterplan soll darüber hinaus Akteuren und Beschäftigten in der Kreisverwaltung Orientierung und Vertrauen auf dem Weg des digitalen Wandels geben. Auch die mit hohen Investitionen vorangetriebene Digitalisierung der kreiseigenen Schulen ist ein Handlungsfeld im Masterplan, das die Bildungslandschaft und damit den Alltag von rund 10 000 Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften nachhaltig verändern wird. „Der vorliegende Masterplan markiert aber nicht das Ende unserer Planung, sondern unterliegt in Zeiten des digitalen Wandels und der fortschreitenden Technologisierung einem fortlaufenden, dynamischen Prozess“, betont Vieten.
Insgesamt sieht sich die Kreisverwaltung auf einem guten Weg. Mit einigen Service-Apps und Digitalisierungsprojekten sei man inzwischen Vorreiter auf Landes- und Bundesebene, heißt es. Beim Digitalisierungsvorhaben „Hygiene-Onlinebelehrung nach dem Infektionsschutzgesetz“ arbeitet die Stabstelle Digitalisierung des Kreises beispielsweise mit dem Land Niedersachsen an einer bundesweiten Modelllösung.
Dennoch sei in Deutschland noch ein gutes Stück Weg zu gehen, um die Leistungsangebote der öffentlichen Verwaltungen – auch im europäischen Vergleich – genauso modern und benutzerfreundlich zu präsentieren, wie es die Bürger von vielen Angeboten aus dem privatwirtschaftlichen Umfeld kennen würden, macht Vieten deutlich. Die Aufgabe gleiche daher eher einem Marathon als einem Sprint.